LGBT-Dachverbände bestürzt über Ereignisse beim Sozialwerk.LGBT+

Heute wurde bekannt, dass zwei der Hauptverantwortlichen des Sozialwerk.LGBT+ jegliche Professionalität bei der Betreuung von queeren Jugendlichen vermissen liessen. Die LGBT-Dachverbände Pink Cross, Lesbenorganisation Schweiz (LOS) und Transgender Network Switzerland (TGNS) sind bestürzt über diesen Machtmissbrauch, der sogar in sexuellen Kontakten zwischen Jugendlichen und Betreuern mündete. Sie haben vor Kurzem dem Sozialwerk.LGBT+ die Mitgliedschaft in ihren Verbänden sistiert und fordern eine sorgfältige
Prüfung und Nachbearbeitung der Übergriffe.

Der Verein Sozialwerk.LGBT+ ist seit rund vier Jahren in der Ostschweiz tätig und bietet verschiedene Angebote für queere Jugendliche und Erwachsene. Sie werden von diversen Stiftungen, Firmen und öffentlichen Stellen finanziell und ideell unterstützt. Nun wurde aufgrund einer Recherche von Tamedia heute öffentlich bekannt, dass die zwei Hauptverantwortlichen des Vereins Sozialwerk.LGBT+ sexuelle Kontakte und intime Beziehungen mit Besuchern des Jugendtreffs hatten. Ob diese strafrechtlich relevant sind, wird aktuell geklärt – so gilt aktuell die Unschuldsvermutung.

“Jugendliche, welche sich ihrer sexuellen Orientierung nicht sicher sind oder noch nicht den Mut gefunden haben, sich zu outen, sind besonders vulnerabel. Es schockiert mich, wie schamlos die beiden Verantwortlichen des Sozialwerk.LGBT+ diese Situation ausgenutzt haben. Die Beratung und Unterstützung von queeren Jugendlichen benötigt besondere Empathie und Professionalität – hier fehlte offensichtlich beides”, zeigt sich Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, bestürzt.

Die LGBT-Dachverbände LOS, Pink Cross und TGNS, denen bisher ein Teil der in der Recherche beschriebenen Ereignisse bekannt war, haben vor Kurzem die Verbandsmitgliedschaft des Sozialwerk.LGBT+ sistiert und den Vorstand aufgefordert, die Vorwürfe lückenlos aufzuklären und aufzuarbeiten. Die Dachverbände erwarten, dass auch Organisationen, Firmen und öffentliche Stellen, die mit dem Sozialwerk.LGBT+ zusammenarbeiten, ihre Verantwortung wahrnehmen. Alessandra Widmer, Co-Geschäftsleiterin der LOS, erläutert: “Ein Machtmissbrauch von diesem Ausmass muss weitreichende Konsequenzen haben."

Die LGBT-Dachverbände erwarten, dass von allen Beteiligten eine sorgfältige Nachbearbeitung der Ereignisse rund um das Sozialwerk.LGBT+ stattfinden wird. “Die negativen Effekte werden nicht nur in der Community, sondern auch für alle queeren Organisationen und Aktivist*innen spürbar sein,” sagt Sandro Niederer, Geschäftsleiter von TGNS. Diskriminierungserfahrungen machen gewisse Personengruppen besonders vulnerabel. Umso wichtiger ist es, dass die involvierte Organisationen und Geldgeber*innen klare Standards setzen, wenn sie Projekte mit marginalisierten und vulnerablen Personengruppen unterstützen, ohne LGBT+ Projekte unter Generalverdacht zu stellen. Die Dachverbände beabsichtigen, hierzu demnächst Guidelines zu veröffentlichen.


Medienmitteilung vom 15. April 2024 der LGBT-Dachverbände Transgender Network Switzerland (TGNS), Lesbenorganisation Schweiz (LOS) und Pink Cross.